Das Geldsystem ist ein Taschenspielertrick.

Geld ist als Tauschmittel prinzipiell eine sehr nützliche Erfindung. Die Frage ist nur, durch
wen und wie es entsteht und wie es in Umlauf kommt. Geld war nicht etwa immer schon
irgendwie einfach so da. Und es wurde auch nicht vom Staat hergestellt, denn sonst wären
ja nicht alle Staaten verschuldet. Bei der Zentralbank kommen wir der Sache schon etwas
näher, aber selbst die ist nur für einen winzigen Bruchteil der Geldmenge verantwortlich.
Fast die gesamte Geldmenge auf unseren Konten entsteht in privaten Banken bei der
Vergabe von Krediten. Im Gegensatz zur „öffentlichen Meinung“ verleihen Banken nicht
das Geld, das vorher dort von anderen Kunden deponiert wurde. Nein, dieses dient nur als
Reserve, während die Banken ein Vielfaches davon als Kredite vergeben. Kredite sind zwar
kein Geld im engeren Sinne, dennoch wirken sie wie „echtes“ Geld, mit dem man ganz
normal bezahlen kann.

Die Bundesbank beschreibt diesen Prozess der Geldvermehrung wie folgt: „Wenn eine
Geschäftsbank einem Kunden einen Kredit gewährt, dann bucht sie in ihrer Bilanz auf der
Aktivseite eine Kreditforderung gegenüber dem Kunden ein – beispielsweise 100.000 Euro.
Gleichzeitig schreibt die Bank dem Kunden auf dessen Girokonto, das auf der Passivseite
der Bankbilanz geführt wird, 100.000 Euro gut. Diese Gutschrift erhöht die Einlagen des
Kunden auf seinem Girokonto – es entsteht Giralgeld, das die Geldmenge erhöht.“

Alles was eine Geschäftsbank benötigt, um Kredite in Höhe von 100.000 Euro zu vergeben,
ist eine Reserve in Höhe von 1.000 Euro. Dieser Multiplikator-Effekt entsteht durch den
Mindestreservesatz von nur einem Prozent. Banken haben also das Privileg, selbst
hergestelltes „Geld“ zu verleihen, dafür Zinsen zu verlangen und beim Ausbleiben der
Rückzahlung reale Werte durch den jeweils zuständigen Staatsapparat pfänden zu lassen.
Dieses Privileg der Banken ist so entscheidend für das Verständnis unseres Finanz-,
Wirtschafts-, und Gesellschaftssystems, dass es anhand eines Beispiels noch einmal
verdeutlicht werden soll:

[Beispiel] Eine Bank gibt 100.000 Euro Kredit zu 5 % Zinsen für ein teilweise finanziertes
Haus. Um dieses Beispiel anschaulich zu halten, rechnen wir mit einer kompletten
Rückzahlung nach einem Jahr und gehen davon aus, dass die Bank über mindestens 2.000
Euro Reserve verfügt:

Bei der Kreditvergabe bucht die Bank aus dem Nichts neue 100.000 Euro als Guthaben auf
das Konto des Schuldners. Im Gegenzug bekommt sie das Recht, das Haus des Schuldners
pfänden zu lassen, falls dieser den Kredit plus Zinsen nicht zurückzahlen kann.

Kann der Häuslebauer die 100.000 Euro zurückzahlen, dann verschwindet das so erzeugte
Kreditgeld wieder, und die Geldmenge schrumpft entsprechend. Das Problem liegt jedoch
darin, dass er weitere 5.000 Euro für die Zinsen ergattern muss. Doch dazu benötigte er
einen Teil der Geldmenge, die durch andere Schuldner auf dieselbe Weise in Umlauf
gebracht wurde. Wollen alle ihre Schulden zurückzahlen, gibt es garantiert immer
jemanden, dem am Ende das Geld für die Zinsen fehlt. [Beispiel Ende]

Die Befürworter dieser Methode der Geldschöpfung weisen zwar zu Recht darauf hin, dass
das von den Banken in Umlauf gebrachte Geld nach der Rückzahlung der Schulden wieder
aus dem Verkehr gezogen wird. Aber inklusive Zinsen muss stets mehr zurückgezahlt
werden, als ursprünglich verliehen wurde. Will einer seine Schulden inklusive Zinsen
komplett zurückzahlen, muss es Andere geben, die dann umso mehr Schulden haben.
Diese Rolle kann zum Beispiel der Staat spielen.

Zwar wird auch hier wiederum entgegnet, dass die bezahlten Zinsen in Form von Gehältern
und Boni für Bankangestellte sowie durch Dividenden für Aktionäre wieder in den
Wirtschaftskreislauf zurückfließen würden. Doch dies trifft nur teilweise zu. Tatsächlich
fließt der Großteil des Zinsstroms dorthin, wo das meiste Kapital konzentriert ist. Wer Jahr
für Jahr wachsende Milliardenzuflüsse hat, der gibt sie in der Regel nicht komplett für
seinen Lebensunterhalt aus. Vielmehr kommen diese Geldmengen dann nur durch Verleih
gegen Zinsen wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück, was dann die
Kapitalsammelbecken auf der einen und die Verschuldung auf der anderen Seite nur noch
schneller anwachsen lässt.

Nun ist auch klar, wieso anscheinend die ganze Welt in Schulden versinkt: Die gesamte
Geldmenge entstand mit einer Rückzahlungspflicht aber sammelt sich wegen des
Zinssystems bei den Inhabern der großen Kapitalkonzentrationen an. Wollten alle Staaten,
Unternehmen und Privatpersonen ihre Schulden zurückzahlen, müssten sie zuerst an
dieses angesammelte Geld herankommen. Doch selbst wenn ihnen das gelänge, blieben
am Ende noch die Zinsschulden.

Eine Rückzahlung aller Kredite und somit der
gesamten Geldmenge kann und darf es in
diesem System nicht geben, denn danach gäbe
es kein Geld mehr. Jedes Bankkonto, jeder
Geldbeutel und alle Kassen wären dann leer.
Die Wirtschaft käme zum Erliegen.
Stattdessen wachsen Guthaben, Schulden und
Zinslasten immer schneller und immer weiter
an. Dass dieser Effekt nicht nur Theorie,
sondern Tatsache ist, kann man leicht an der
exponentiell wachsenden Entwicklung der
Staatsverschuldung
sämtlicher
Staaten
erkennen.

In diesem Teufelskreis der Kreditausweitung muss die Wirtschaft ständig mindestens so
schnell wachsen wie der Geld- und Schuldenberg, denn die zusätzlichen Schulden müssen
durch zusätzliche Sicherheiten gedeckt werden. Die Folge dieses Schneeballsystems ist ein
sich ständig beschleunigender Wachstumswahn. Um diesem Mechanismus zu dienen,
müssen immer mehr Häuser, Maschinen, Autos, Schiffe usw. auf Kredit produziert werden.
Sobald die Wirtschaft aufhört zu wachsen, gibt es überall Pleitewellen, obwohl nirgendwo
materieller Notstand herrscht. Im Gesamtsystem fehlt dann einfach nur das Geld für die
Zinsen.

Insolvenzen sind in diesem Finanzsystem zwangsläufig – irgendwen trifft es garantiert.
Deshalb benötigen die Banken auch immer „Sicherheiten“, denn „mit Sicherheit“ wird stets
ein Teil davon gepfändet. Auf diese Weise häufen die Banken immer mehr reale Werte an,
obwohl sie nie etwas Reales verliehen hatten. „Die Bank gewinnt immer.“ Dieser alte
Taschenspielertrick basiert auf einfachster Mathematik und funktioniert nicht nur im
Casino, sondern ist die Basis unseres gesamten Finanzsystems.



Quelle: "Steuerboykott, Rico Albrecht"

Wissensmanufaktur