Alternativen

Abschließend stellt sich natürlich die Frage, wie die Menschen, die das bestehende System
verlassen haben, ihre gesellschaftliche Ordnung von Beginn an neu gestalten.
Man könnte zum Beispiel die Demokratie einführen. Aber eine repräsentative Demokratie
unter einer kapitalistischen Führung ist nicht die Lösung, sondern die Ursache der
beschriebenen Zusammenhänge. Diese Staatsform ist nur eine besondere Art von Diktatur,
und zwar eine besonders gefährliche, in der die Inhaber der Finanz- und Medienmacht die
Strippen im Hintergrund ziehen. Die Alternativlosigkeit der Politikdarsteller hat bewiesen:
In einer geldgesteuerten Scheindemokratie steht das Finanzsystem über dem Recht. Dies
ist de facto eine Plutokratie – eine Herrschaft der reichsten, mächtigsten und gierigsten
Menschen, die man sich überhaupt nur vorstellen kann.

Wenn eine Demokratie funktionieren soll, dann muss von Anfang an jede Konzentration
von Macht begrenzt werden, und zwar durch eine echte Republik, die tatsächlich eine
öffentliche Angelegenheit ist, in der also auch das Finanzsystem und die Medien einer
öffentlichen Kontrolle unterliegen. An die Stelle der kapitalistischen Demokratie, in der
das Kapital die Beliebtheit von Politikern steuert, tritt eine qualifizierte Demokratie, in der
ein geeignetes Verfahren dafür sorgt, dass nur die vernünftigsten, weitblickendsten und
begabtesten Menschen zur Wahl antreten können. Solche Volksvertreter haben dann die
Aufgabe und werden dazu in die Lage versetzt, die Freiheit aller Menschen zu schützen.
Jegliche Macht wird dann begrenzt, vor allem die Finanz- und Medienmacht.

Die neue Administration muss von geringer Personenzahl, kompetent, weise, fleißig,
unabhängig und von idealistischem Charakter sein. Sie muss vor allem auch bereit sein, für
all ihr Tun und Lassen die volle persönliche Verantwortung zu tragen. Dass unsere
derzeitigen Karrierepolitiker mangels charakterlicher und fachlicher Eignung dafür wohl
kaum in Frage kommen, versteht sich von selbst. Solche Menschen werden dann
keinesfalls mehr mitwirken. Aber das werden sie dann auch ohnehin nicht mehr wollen,
denn eine weitere Voraussetzung ist, dass sich jeder Beteiligte zu einem spartanischen
Leben verpflichtet und weiter nichts erhält als Unterkunft und Verpflegung für sich und
seine Familie.

Volle persönliche Verantwortung, keine Privilegien und keine Bereicherung? Wer soll dann
noch bereit sein, eine solche Aufgabe zu übernehmen? Die Antwort ist ganz klar: Nur die
allerbesten!

Eine echte Republik kann es nur dann geben, wenn auch das Geldwesen vollständig dem
Gemeinwohl verpflichtet ist. Silvio Gesell schrieb bereits im Jahre 1920: „Ich stelle die
Forderung, – seit 30 Jahren tue ich das unermüdlich – dass die Reichsbank zur reinen
Staatseinrichtung erhoben werde. Unbedingte Loslösung von der Börse, schärfste Trennung
von allen verführerischen, privatwirtschaftlichen Belängen, – eine Notenanstalt soll sie sein,
mehr nicht! Die Ausgabe von Banknoten soll nach scharf gezogenen Richtlinien erfolgen,
die jede Willkür ausschließen, jedes Börsenwucherspiel im Keim ersticken, Krise, Krach,
Geldstreik unmöglich machen. Die Leitung der Notenbank soll der öffentlichen Aufsicht
dadurch zugänglich gemacht werden, dass die Einfachheit ihrer Grundsätze jedem
durchsichtig wird.”
Als ersten Schritt benötigt das Volk eine Verfassung, und die kann es sich sogar nach BRD-
Recht durch einen selbst organisierten Volksentscheid selbst geben. Gemäß Grundgesetz
Artikel 146 gilt: „Dieses Grundgesetz [...] verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine
Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen
worden ist.“ Die aktuellen Machthaber und ihre Marionetten in den Propagandaanstalten
und Regierungen werden dazu nicht benötigt. Sie werden selbstverständlich aus der
Organisation ausgeschlossen.

Dass die aktuellen Machthaber mit ihren ferngesteuerten Medien und Politikern ohnehin
niemals bei etwas mitwirken werden, was im Interesse des Volkes ist, dürfte nun wohl
jedem klar sein. Man würde also auch vergeblich darauf warten, dass die Gestaltung der
neuen Verfassung über deren vorgespielte „Öffentlichkeit“ ausgerufen wird. Daher kommt
als Medium hierfür nur das Internet in Frage, das die Möglichkeit bietet, einen
Verfassungsentwurf öffentlich, ähnlich einem Open Source Projekt entstehen zu lassen,
über den dann auch per Internet abgestimmt wird.

Der Widerstand der Machthaber wird vermutlich wie üblich ablaufen: Zuerst werden ihre
Medien das Projekt komplett aus der veröffentlichten Diskussion heraushalten. Ab einem
Umfang, der dies nicht mehr zulässt, werden sie es zunächst lächerlich machen und dann
schließlich als linken oder rechten Extremismus diffamieren. Wie Mahatma Gandhi schon
sagte: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich, dann
gewinnst du.”

Auch der sogenannte „Verfassungsschutz” wird sich mit den Initiatoren befassen, obwohl
solche Bestrebungen gemäß Grundgesetz Artikel 5, 20 und 146 ausdrücklich erlaubt und
sogar absolut notwendig sind. Die zur Überwachung und zum Kampf gegen die Freiheit der
Systemsklaven beauftragten Mitarbeiter der Unterdrückungsapparate sollten lieber gegen
die wahren Verfassungsfeinde in den Geldfabriken, Propagandaanstalten und Parlamenten
vorgehen, anstatt gegen diejenigen, die die Rechte und Pflichten des Grundgesetzes
ernstnehmen. Wer als Staatsdiener und kleines Rädchen im Getriebe – wie schon oft in der
Geschichte – „nur den Anweisungen von oben Folge leistet”, verstößt dabei gegen das
eigene Grundgesetz und trägt dazu bei, dass auch er selbst und seine Nachkommen
weiterhin in Sklaverei leben und den Planeten im Wachstumswahn zerstören müssen.

In der neuen Verfassung wird dann natürlich ein sozialökonomisches System verankert, das
dem Volk dient, anstatt es zugunsten einer kleinen, übergeordneten Gruppe auszubeuten.
Die Grundlagen eines solchen Systems wurden schon vor hundert Jahren von Silvio Gesell
ausgearbeitet und seither in vielen neuen Lösungsvorschlägen weiterentwickelt. Nur
leider werden diese Lehren von der linientreuen Volkswirtschaftslehre komplett
verschwiegen. Es gibt bereits fertig entwickelte Gesellschaftsmodelle, die ohne Zinswucher
und Wachstumswahn auskommen, sinnlose Arbeitsplätze überflüssig machen, dafür aber
ein bedingungsloses Grundeinkommen bei gleichzeitiger Abschaffung von Steuern
ermöglichen. Als Entwurf für eine solche tatsächliche Neuordnung kann zum Beispiel der
Plan B der Wissensmanufaktur dienen.

Freiheit ist eine Frage des richtigen Geldsystems, das eine Konzentration von Macht
entweder fördern oder verhindern kann. Ein zinsfreies Geldsystem, das der Allgemeinheit
dient, ist die Voraussetzung für die nächsthöhere Entwicklungsstufe unserer Gesellschaft.
Auf das Zeitalter des Kapitalismus könnte das Zeitalter des Humanismus folgen. Dieser
wichtige Evolutionsschritt benötigt jedoch einen Auslöser, der außerhalb der bestehenden
Systeme zu finden ist. Welche Methoden hierfür geeignet sind, sollte nun bekannt sein und
verbreitet werden.

Ihr Rico Albrecht, Oktober 2011 (aktualisiert im September 2012)



Quelle: "Steuerboykott, Rico Albrecht"

Wissensmanufaktur